Am 18. November 2021 beschäftigte uns eine brennende Pressmulde über insgesamt 8 Stunden. Die lange Einsatzdauer hat uns veranlasst, den Einsatz kritisch zu hinterfragen.

Jeder geleistete Einsatz der Feuerwehr Wetzikon-Seegräben wird nach der Bewältigung vom Stab besprochen, um Lehren für nächste Einsätze und die Ausbildung zu ziehen. Der Brand mit der Pressmulde hat uns aber veranlasst, den Einsatz etwas genauer zu analysieren, da er mit 8 Stunden doch etwas lange dauerte und einige Ressourcen forderte. Dieser Blogbeitrag soll zum einen intern als Wissenstransfer dienen, jedoch auch anderen Feuerwehr die Problematik und einen möglichen Lösungsweg aufzeigen. Wir sind zum Schluss gekommen, dass der Einsatz in kürzerer Zeit hätte bewältigt werden können. Weshalb wir zu dieser Erkenntnis gekommen sind, erklären wir nachfolgend.

Die Feuerwehr Wetzikon-Seegräben wurde am 18. November 2021 um 11:49 Uhr mit dem Alarmstichwort „Brand Container / Mulde / Abfall“ mit Sondersignal alarmiert. Eine Bagatellgruppe Tag wurde damit an die Zürcherstrasse in Wetzikon geschickt. Sogleich sind 8 AdF und 4 Offiziere ausgerückt. Das Tanklöschfahrzeug (TLF) rückte um 11:53 Uhr aus und war um 11:56 Uhr bereits vor Ort. Zeitgleich rückte von Seegräben das Ersteinsatzfahrzeug aus. Die Einsatzkräfte trafen vor Ort auf eine rauchende Mulde. Das nachfolgende Foto ist um 11:57 Uhr entstanden, kurz nach Eintreffen des ersten Fahrzeuges. Die Rauchentwicklung ist noch gering.

Umgehend wurde versucht den Besitzer der Mulde, ein in der Region ansässiges Entsorgungsunternehmen, zu erreichen. Da dieser aber bereits in der Mittagspause war, konnte man niemand von dem Unternehmen erreichen. Weil die Pressmulde von hinten her nicht erreichbar war und so eine Intervention nicht möglich war, wurde ein lokal ansässige Unternehmen aufgeboten, um die Pressmulde vom ursprünglichen Ort zu entfernen, damit man über die Klappen auf der Hinterseite an den Inhalt gelangen könnte.

Aufnahmen mit der Wärmebildkamera um 12:35 Uhr zeigen an der Aussenseite der Pressmulde bereits 142 Grad.

Bereits um 12:38 Uhr war ein Pneubagger vor Ort und konnte die Mulde wegziehen.

Die Rauchentwicklung nahm zu, wie die nachfolgende Aufnahme von 12:57 Uhr zeigt. Zudem war die Intervention über die Rückseite bereits angelaufen.

Um an den Inhalt zu gelangen, wurde die Heckklappe geöffnet und auf einem Stapel Paletten abgestützt. Da der Abfall stark gepresst war, gelangte man nicht an den Brandherd. Ohne maschinelle Hilfe konnte man den Abfall nicht aus der Pressmulde kriegen. Trotzdem wurde versucht über die Öffnung im Heck das Feuer zu bekämpfen. Jedoch erreichte man damit den Brandherd nicht. Die Pressmulde konnte mit einem herbei geschafften Kabel wieder mit Strom versorgt werden. So konnte der Pressvorgang wieder in Gang gesetzt werden. Da die Mulde selbst den Inhalt nicht herauspressen kann, wurden vorne Europaletten eingeworfen, damit der Inhalt hinten herausgedrückt wurde. Dieses Vorgehen bewährte sich anfangs, doch die Paletten verschoben sich im Inneren und der Pressvorgang zeigte immer eine geringere Wirkung. Die Rauchentwicklung nahm weiter zu.

Um 13:05 Uhr konnte der Besitzer der Mulde endlich erreicht werden. Dieser war dann um 13:45 Uhr mit einem Hackenfahrzeug und einer leeren Mulde vor Ort. Die Einsatzleitung sprach mit ihm über das weitere Vorgehen und die Möglichkeiten die Mulde zu entleeren. Leider erwähnte der Besitzer nicht, dass er mit dem Hackenfahrzeug die Mulde hätte leeren können. Auch nicht, als wir als nächste Option, Plan B, erwähnten. Plan B war die Mulde mit einer Trennscheibe zu öffnen, um an den Brandherd zu gelangen. Den die Rauchentwicklung nahm weiter zu und es gab erste Reklamationen aus der Bevölkerung. In der Mulde wurden bereits über 400 Grad gemessen. So begann man kurz nach 14 Uhr unter Anwesenheit des Muldenbesitzers die Mulde zu öffnen. Zu diesem Zeitpunkt war auch klar, dass ein Greifer die Arbeit der Feuerwehr unterstützen muss, da sich in der Mulde doch mehrere Tonnen Abfall befanden. Ziel war es, mit dem Greifer den Abfall in die leere Mulde zu befördern. Inzwischen war die Rauchentwicklung weiter gestiegen und so wurde auch diskutiert, die Bevölkerung zu warnen. Schlussendlich erfolgte durch die Polizei in den angrenzenden Quartieren eine Lautsprecherdurchsage mit der Aufforderung Fenster und Türen zu schliessen.

Der aufgebotene Greifer war um 14:25 Uhr vor Ort. Dann war auch klar, dass die Pressmulde nur sehr mühsam mit einer Trennscheibe zu öffnen war. So kam die Idee auf, mit dem Greifer die Mulde anzuheben und zu kippen, um den Inhalt aus der Mulde zu bringen. Der Greifer war jedoch zu schwach für die schwere Mulde und so musste ein neuer Kran her. Um 15 Uhr und 3 Stunden Einsatzzeit konnte die Mulde endlich mit Hilfe eines neuen Krans gekippt werde. Der Inhalt gelangte so ins Freie und das Feuer konnte effizient bekämpft werden. Die Rauchentwicklung nahm sofort ab.

Inzwischen wurde auch die Rückhaltung vom Löschwasser aufgebaut und die aufwendige Nachlöscharbeiten konnten gestartet werden. So wurde der Abfall auseinandergenommen, Glutnester gesucht und abgelöscht. Danach wurde der Abfall mit dem Greifer in eine leere Mulde befördert. Mit einem Wassersauger wurde dieses Löschwasser aufgefangen und in eine kleine Mulde gepumpt. Da die Arbeiten kräfteraubend war und einzelne Feuerwehrleute bis zu 7 Atemschutzfalschen gebraucht hatten, wurde im Verlauf vom Einsatz eine weitere Bagatellgruppe und sogar ein Kleinalarm ausgelöst. So waren schlussendlich rund 27 AdF im Einsatz. Um nicht zu viele Uniformen zu verschmutzen, wurden AdF in Tychem-Anzüge gesteckt. Das hat sich bewährt, da bei diesen AdF die Brandschutzbekleidung sauber blieb.

Wegen dem Löschwasser wurde zudem das AWEL aufgeboten sowie ein Saugwagen, um das Löschwasser in der Mulde abzupumpen. Nach 19 Uhr konnte der Schadenplatz verlassen werden. Bis das Material so weit retabliert war, um wieder einsatzbereit zu sein, wurde es 20 Uhr.

Fazit

Die Einsatzdauer war mit 8 Stunden sehr lang, da es sich doch nur um eine Pressmulde mit Abfall handelte und verhältnismässig wenig Sachschaden entstand. Im Nachhinein betrachtet hätte man sofort ein Hackenfahrzeug aufbieten müssen. Damit hätte man die Mulde viel schneller leeren können und der Brand wäre nicht so weit fortgeschritten. So wären auch die Nachlöscharbeiten nicht so aufwendig gewesen, es hätte nicht so viele AdF und Material gebraucht. Weshalb uns der Muldenbesitzer nicht auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht hat, konnte er selbst im Nachhinein nicht klar beantworten.

Trotz allem war es ein sehr lehrreicher Einsatz. Wir mussten unsere Pläne immer wieder anpassen, weil sie nicht die erhoffte Wirkung zeigten. Der anfangs kleine Einsatz wurde immer grösser, obwohl wir immer mehr Mittel einsetzten.

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